Zu Beginn der Finanzkrise versicherten Politiker und Wirtschaftsführer unisono, dass von dem Crash der Finanzwerte für die „Realwirtschaft“ nichts zu befürchten sei; die sei kerngesund und robust. Seit Herbst letzten Jahres ist sie da: die Krise des Teils der Wirtschaft, in der es um die Produktion und den Handel von Gütern und Dienstleistungen geht. Und dieselben Politiker und Wirtschaftsführer verkünden jetzt, dass es sich dabei um die „größte Krise seit der Großen Depression der 30er Jahre des vergangenen Jahrhunderts“ handelt, viel schlimmer als die diversen periodischen „Rezessionen“ der nachkriegsdeutschen Wirtschaft.
Es ist also wieder einmal so weit. Die Wirtschaft wächst nicht mehr, sie schrumpft. Na und? Muss denn von allem immerzu immer mehr hergestellt und verkauft werden? Die Frage erscheint bei uns naiv und findet ihre Antwort in den Wirtschaftsnachrichten: Alle deutschen Großbanken, Versicherungskonzerne, Chipproduzenten und Kommunikationsunternehmen, Autokonzerne, Maschinen- und Anlagenbauer und und und ... entlassen zwischen 1000 und 10000 Leute je Firma. Diese Arbeitnehmer dürfen ihr Monat für Monat und Jahr für Jahr zur Bestreitung ihrer Lebensnotwendigkeiten erforderliches Einkommen nur erarbeiten, wenn sie mit ihrer Tätigkeit ein stets wachsendes Geschäft in Bewegung setzen und ein wachsendes Eigentum in den Händen seiner Besitzer schaffen. Ihr Einkommen, das wird daran deutlich, verdienen sich die Leute dadurch, dass sie ihre Arbeitgeber immer reicher machen, während sie selbst dabei gleich arm, auf Arbeit und Lohn angewiesen bleiben. Sie werden für Dienste an der Akkumulation des Kapitals bezahlt – wenn sie das nicht leisten, können sie ihr Einkommen vergessen. Deshalb ist es in dieser Wirtschaftsweise schon eine Katastrophe, wenn alles eine Weile einfach nur weitergeht wie vorher: Dass genauso viel Arbeit verrichtet, dasselbe Quantum Nahrungsmittel, Wohnungen, Autos, PCs produziert und konsumiert wird wie in der Periode davor, - die Menschen also nicht ärmer und nicht reicher würden, das geht in einer Wirtschaft nicht, in der nicht für den Bedarf produziert wird, sondern für die Bereicherung derer, die Kapital besitzen. Wenn “es” nur weitergeht wie vorher, geht nichts mehr – und erst recht geht nichts mehr, wenn „die Wirtschaft“ schrumpft.
Wenn schon alle an der Wirtschaft Beteiligten entweder am Wachstum interessiert oder von ihm abhängig sind wie vom täglichen Brot, wenn alle Wachstum wollen und sich anstrengen, es zu erzielen, warum bleibt es dann aus? Was ist das für ein Wirtschaftssystem, in dem die Akteure das Gegenteil von dem erreichen, was sie zu erreichen suchen?
Der Vortrag will aufklären über:
- den „Übergriff“ der Finanzkrise auf die „Realökonomie“: Warum der Bankencrash die Krise der Industrie einläutet und deren Wachstum zum Erliegen bringt
- die Rolle des Finanzkapitals: Sein Dienst für das produktive Kapital, seine Macht über es, und seine Rolle als Exekutor der Krise des produktiven Kapitals
- die Krise: Was sie ist und woher sie kommt - Wie die Unternehmen der „Realwirtschaft“ mit dem Kredit ihr Wachstum – und periodisch ein „Zuviel“ an Wachstum produzieren - Nebeneinander von stillgelegten Produktionsanlagen und überflüssiger Arbeiterbevölkerung
- die Abwicklung der Krise: Vernichtung des kapitalistischen Reichtums in allen seinen Formen – bis derselbe absurde Kreislauf von Akkumulation und Überakkumulation wieder aufs Neue in Gang kommt
Teil 1: Vorbemerkung
Teil 2+3: Warum greift die Finanzkrise auf die Realökonomie über? Warum läutet der Bankencrash auch die Krise der Industrie ein und bringt deren Wachstum zum Erliegen? Was zeigt sich daran über die Rolle des Finanzkapitals?
Teil 4: Was also ist der Begriff der Krise des Kapitals? Es ist zu viel Kapital da.
Teil 5+6: Diskussion - Wie bewältigt das Kapital seine Krise?
Varanstalter: AK Gegenargumente
Weitere Publikationen zum Thema von argudiss oder von anderen:
Artikel zum Thema Finanzkapital im Archiv vom GegenStandpunkt-Verlag
Artikel zum Thema Krise im Archiv vom GegenStandpunkt-Verlag