Lauter schlechte Argumente gegen den Krieg: Friedenssehnsucht und Imperialismuskritik sind nicht dasselbe

Datum
Ort
Nürnberg
Themenbereich
Staatenkonkurrenz und Imperialismus
Veranstalter
unbekannt
Dozent
Gastreferenten der Zeitschrift GegenStandpunkt

Wenn die Träger der Macht Krieg ansagen, dann wächst der Wunsch der Menschen nach Frieden. Kein Wunder wird mancher sagen, angesichts dessen, was Krieg bedeutet:- Massenmord, Zerstörung von Lebensgrundlagen, Elend und das Prinzip des Ganzen: die Herrschaft der größeren Gewalt.

Selbstverständlich ist diese Reaktion aber auch nicht! Es ist nämlich nicht logisch, angesichts eines drohenden Krieges für den Frieden Partei zu ergreifen, in dem all die Gründe für Krieg entstehen, vor dem man sich dann fürchten muss. Wäre die Aussicht auf eine Phase der offenen Barbarei der modernen Gesellschaft nicht eine gute Gelegenheit, sich mit den Prinzipien des Friedens zu befassen, der unterbrochen werden soll, um - im Sinn des Angreifers - zu einem besseren Frieden zu führen. Und stimmt das nicht sogar? Endet nicht jeder Krieg mit einem Frieden? Ist Frieden überhaupt etwas anderes als das Resultat des Kräftemessens im letzten Krieg? Ein Resultat, das genau so lange hält, wie Sieger und Verlierer die durch Krieg erreichte Verteilung von Macht und Ohnmacht akzeptieren?

Die Regierenden in den USA, in Europa und sonst wo verkünden und praktizieren die traurige Wahrheit, dass Krieg Mittel der Politik ist, das entscheidende, ultimative sogar. Eingepackt in die Floskel, dass Krieg das letzte Mittel bleiben müsse und nicht zum nächsten besten gemacht werden dürfe, verkünden gerade die regierenden Pazifisten in Deutschland diese Wahrheit klarer als je zuvor. Deshalb halten sie sich ja auch im schönsten Frieden eine Armee und rüsten ständig für den nächsten Krieg. Ist es angemessen, solchen Klarstellungen mit dem frommen Wunsch entgegenzutreten, Krieg dürfte eigentlich kein Mittel der Politik sein? Wäre es nicht gescheiter, den offiziellen Klartext als Auskunft von berufender Seite darüber zu nehmen, was Politik wirklich ist - wenn sie schon immer wieder militärische Gewalt für ihren Fortgang braucht?

Friedensfreunde trennen in ihrer Einbildung, was sie gerade als zusammengehörig erfahren; sie wollen von ihrem Gemeinwesen einfach nicht glauben, dass es auf nichts als auf Gewalt beruht und Gewalt nach innen und außen zur Erhaltung seiner Macht und zur Wahrung seiner Interessen braucht. Sie verschließen die Augen vor der Unversöhnlichkeit dieser Interessen und der Feindseligkeit der Nationen, die sie sehr wohl kennen. Diese Interessen halten Friedensfreunde für unproblematisch, ja sie billigen sie, wenn sie für die eine Variante der Außenpolitik, die friedlich diplomatisch-ökonomische Erpressung, und gegen die kriegerische Variante ihre Stimme erheben und bei all dem nur eines wünschen: Die letzte Konsequenz ihrer kriegsträchtigen Lebensweise, an der sie nichts Schlechtes finden, möge ihnen erspart bleiben.

Es gibt Leute, die meinen, es sei schon egal, mit welchen - auch verkehrten - Gründen Menschen gegen den Krieg aufstehen, Hauptsache, sie tun es. Leider ist das nicht der Fall: Wer nämlich allen Ernstes die Regierenden davon überzeugen will, dass Frieden die bessere Methode der Außenpolitik ist und Krieg auch der Staatsräson nur Schaden bringt, der landet dabei, dass er die Kriegszwecke teilt - und sie mit friedlichen Mitteln zu erreichen verspricht: Friedensdemonstrationen treten in diesen Wochen dafür ein, dass die Abrüstung des Irak auch auf friedliche Weise möglich ist - als ob das jemals ihr Problem gewesen wäre, wenn Bush nicht seinen Krieg angesagt hätte.

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