Der heiße Wunsch des DGB zum 1. Mai: "Gute Arbeit für Europa!"

Datum
Ort
Nürnberg
Themenbereich
Arbeit, Kapital und Sozialstaat
Veranstalter
Sozialistische Gruppe
Dozent
Gastreferenten der Zeitschrift GegenStandpunkt

Es ist schon eine Kunst immer wieder Forderungen zu erfinden, die einerseits klar erkennen lassen, wie schlecht die Menschen dastehen, die dieser Gewerkschaftsbund vertritt, und die andererseits doch niemanden beunruhigen. Mit Gegenwehr und einer Störung des Betriebs – das geht aus der Maiparole ebenso klar hervor – ist nicht zu rechnen.

Für die Millionen Leute, die scheiß Jobs mit einer scheiß Bezahlung haben, hat der DGB etwas im Programm. Zugleich stellt er klar, dass seine Klagen mit einer Kampfansage an diese Arbeitsbedingungen nicht zu verwechseln sind. Den Leuten, die er vertritt, legt er gleich nichts anderes als einen Wunsch nach Arbeit in den Mund: Sie wollen den Dienst an der deutschen Wirtschaft, an Deutschland und neuerdings an Europa leisten, der von ihnen erwartet wird. Und sie verlangen dafür nichts, was sich für den Arbeiterstand nicht gehört – weder nach Faulenzen steht ihnen der Sinn, noch nach Millionenboni: Sie wünschen sich Arbeit, noch nicht einmal gut bezahlt, sondern nur fair und am liebsten unter den bis vor 10 Jahren üblichen Anstellungsbedingungen. Die – das verrät die Parole von der guten Arbeit schon auch – gibt es nicht mehr. Dazwischen liegt nämlich eine Zeit, in der Gewerkschaftsführer nicht gute Arbeit, sondern Arbeit ohne alle Zusätze gefordert haben: Schafft Arbeit, Arbeit, Arbeit! Für die Erhaltung und Schaffung von Arbeitsplätzen haben sie die sozialen Errungenschaften in Sachen Lohn, Arbeitszeit, sozialer Sicherheit, die sie in einem Jahrhundert herausgeholt hatten, zur Verhandlungsmasse erklärt und drangegeben. Jetzt haben sie Arbeit, Arbeit, Arbeit – von der Viele nicht mehr leben können. Jetzt können sie dem Kapital deren Veredelung ans Herz legen. Wie viele Denkfehler muss begehen, um wie viele Ecken muss herumdenken, wer am 1. Mai „Gute Arbeit für Europa“ in den Frühlingshimmel schreit?

Weil diese Fehler nicht nur gezählt, sondern kritisiert werden sollen, gibt es dazu einen Vortrag.

Veranstalter: Sozialistische Gruppe

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