Was soll man von einem Fach halten, das von Staat und politischer Herrschaft handelt, jedoch die Frage nach Grund und Zweck der wirklichen politischen Herrschaft, die wir hier und heute erleben, durch die idealistische Suche nach einer Definition guter Herrschaft umgeht und ersetzt. Dass die Menschen in der modernen Welt von einem übermächtigen Gewaltmonopol in Schach gehalten und zum Gehorsam gezwungen werden, gilt dieser Wissenschaft nicht als ein Faktum, das sie sich zu erklären hätte, sondern als eine Selbstverständlichkeit, auf die sie meint nur noch deuten zu müssen: Herrschaft braucht es nun einmal – es kommt nur noch darauf an, dass sie gut organisiert, gut ausgeübt und für wertvolle Anliegen eingesetzt wird.
Dieser Herrschaft wünscht die Politologie dann gutes Gelingen. Statt ihr Erkenntnisobjekt unvoreingenommen zu analysieren, sorgt sie sich um dessen Erfolg: Wie steht es mit den Bedingungen der Stabilität des politischen und internationalen Systems? Was könnte sie bedrohen? Wie sind Friktionen, Kontroll- und Legitimitätsverluste zu vermeiden. Wie ist das Vertrauen der Geführten in die Führung zu erhalten?
Einer Wissenschaft, die solchen Fragen nachgeht, fehlt das erste, was Wissenschaft verlangt: Die nötige, unparteiische Distanz zu dem Objekt, das man untersucht. Sie will als Ratgeber praktisch nützlich sein für die politische Herrschaft, die sie zu erklären hätte, und ist deshalb blind dafür, dass ihr Gegenstand selbst Index verkehrter und schädlicher gesellschaftlicher Verhältnisse ist. Dass in diesem universitären Fach nicht nur parteilich, sondern auch falsch nachgedacht wird, wird der Vortrag im Detail aufzeigen.
Teil 1: Einleitung: Wer ist hier ein Ideologe?
Teil 2: Wie man vom Staat handelt, ohne ihn zu erklären. Statt der wirklichen Gründe für die politische Herrschaft sucht man gute Gründe für sie.
Teil 3: Nicht jede Herrschaft ist eine gute Herrschaft. Checks and Balances: Nur der gebundene Souverän ist ein guter Souverän.
Teil 4: Demokratie adelt Staat und erübrigt alle Fragen nach seiner Räson. Der "politische Prozess" zwischen Obrigkeit und Wahlvolk ersetzt den Staat als Erkenntnisobjekt.
Teil 5: Legitimität - der Sachzwang guter Herrschaft. In der Idee der Legitimität konvergieren die Selbstsucht der Macht und ihr Dienst am Volk.
Teil 6: Nachtrag: Die Wissenschaft von der internationalen Politik: Ein tautologisches Gesetz des Erfolgs in Sachen Imperialismus.
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