Schuldenerlass für die 3. Welt, Kampf gegen Armut und Korruption als "Millenniumsziel" - Der Imperialismus gibt sich menschlich: Halb Afrika wird Almosen-Protektorat

Datum
Ort
Bremen
Themenbereich
Staatenkonkurrenz und Imperialismus
Veranstalter
Argudiss
Dozent
Gastreferenten der Zeitschrift GegenStandpunkt

Die Großen und Mächtigen dieser Welt haben den "Ärmsten der Armen" unter den Drittweltstaaten auf dem Weltwirtschaftsgipfel in Schottland einen Teil ihrer Schulden erlassen. Den Kampf gegen die Armut haben sie in der UNO zum "Milleniumsziel" erhoben. Dafür wurden sie von einem weltumspannenden Konzert und seinem Publikum als Helden der Menschlichkeit gefeiert. Endlich finden die kapitalistischen Führungsnationen zu ihrer eigentlichen Verantwortung für diese Welt: Es geht um Hilfe für Menschen in Not! So jedenfalls sieht es das begeisterte Publikum.
Dabei wären ein paar Zweifel in die edlen Motive der Staatenwelt durchaus angebracht:
- Warum sind überhaupt bei den rohstoffreichen Ländern nur die Schulden gewachsen? Und warum sind die rohstoffarmen Abnehmerstaaten so reich?
- Warum ein Schuldenerlass von Kreditagenturen, die ansonsten aus jeder verliehenen Summe ein Maximum an Zins herauspressen? "Wir verzichten ohnehin nur auf Geld, das wir nie wieder sehen." So kommentiert ein Finanzmagnat den Schuldenerlass. Nach einem Verzicht gar aus humanistischer Gesinnung auf Seiten der Kreditgeber sieht das nicht aus.
- Wieso werden ausgerechnet die Hungernden in der 3. Welt als Nutznießer der Sache herausgestellt? Gestrichen wird ein Teil der Schulden bei den Staaten, nicht bei deren verarmten Bewohnern. Die haben gar keine Schulden, weil sie erst gar keinen Kredit bekommen haben.
- Mächtige Staaten wie Deutschland bekennen sich mit ihrer Agenda 2010 dazu, dass die sozialstaatliche Armenbetreuung eine unerträgliche Last für die Wirtschaft und ihr Wachstum ist. Haben solche Staaten, denen die Verköstigung der hausgemachten Armut zu teuer ist, wirklich ein Motiv, auch noch Geld für die Betreuung der Armut in der 3. Welt auszugeben?
Und wenn ja, welches? Es muss ja nicht unbedingt ein gutes sein. Näheres über den Zweck von Schuldenerlass und Armutsbekämpfung auf der Veranstaltung.

Gliederung des Vortrages:

Teil 1: Die Schuldnernationen: Warum bei rohstoffreichen Ländern nur die Schulden wachsen
Teil 2: Die Gläubigernationen: Von der Umschuldung zum Schuldenerlass
Teil 3: Armutsbekämpfung als neues Staatsprogramm: Entwicklung endgültig abgeschrieben
Teil 4: Kampf gegen die Korruption: neue Formen der Aufsicht für Armutsprotektorate - Diskussion

Weitere Publikationen zum Thema von argudiss oder von anderen:

In UNO-Konferenz zur "Entwicklungsfinanzierung" in Monterrey/Mexiko: Die "erste" Welt beschenkt die Staaten der "dritten" mit einer Perspektive als schuldenfreie Armutsverwalter aus GegenStandpunkt 2-02.

Der G7-Gipfel von Okinawa - Entwicklungsperspektive für die Dritte Welt heute: Armenhaus mit Internetanschluss in GegenStandpunkt 3-00.

Schuldenerlass für "hochverschuldete arme Länder" auf dem Kölner G7-Gipfel: Der Imperialismus wird menschlich: Almosen-Protektorate für die "Ärmsten der Armen" in GegenStandpunkt 3-99.

"Marktwirtschaft und Demokratie" in Afrika: Das ultimative Entwicklungsmodell des Imperialismus für seine afrikanischen Geschöpfe und die Folgen in GegenStandpunkt 3-98.

Eine Hinterlassenschaft von 40 Jahren Entwicklung und ihre imperialistische Betreuung: Der Verfall der Dritten Welt in GegenStandpunkt 4-92.

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