Es hat schon 300 Tote auf einen Schlag gebraucht, damit sich in Europa Betroffenheit über das Flüchtlingselend einstellt. Dass in den letzten zehn Jahren mehr als zwanzig-tausend Flüchtlinge an der europäischen Südgrenze ertrunken sind, wurde mehr nebenher registriert. Jetzt sind alle Wortmeldungen einig, dass ganz furchtbar ist, was da im Mittelmeer passiert. So ziemlich alle sind sich aber auch darüber einig, dass sich da wenig machen lässt, ja dass dieses Grenzregime für Europa ganz unverzichtbar ist. Auf die eine oder andere Weise bekennt sich noch jeder Politiker und Journalist dazu, dass die Abschottung, also auch der Tod von Immigranten zu unserem marktwirtschaftlichen System und unserem Europa einfach dazugehört. Erklären, warum das System ohne tödliche Grenzsicherung nicht auskommt, will kaum jemand. Und noch weniger denken daran, dieses System als unmenschlich zu verwerfen – wie seinerzeit den deutschen Teilstaat mit Mauer und Stacheldraht.
Lampedusa und anderswo - andauerndes Massensterben an Europas Grenzen: Das Grenzregime im grenzenlosen Kapitalismus
Datum
Ort
Nürnberg
Themenbereich
Staatenkonkurrenz und Imperialismus
Veranstalter
unbekannt
Dozent
Gastreferenten der Zeitschrift GegenStandpunkt
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