Volksseuchen gehören in unseren Breiten der Vergangenheit an. Die Natur als Krankheitsursache ist weitgehend ausgeschaltet. Weniger sind die Krankheiten darüber nicht geworden. Die große Masse leidet heute an sogenannten Berufs- und Zivilisationskrankheiten.
Was taugt eine Wirtschaft mit ihrer Berufswelt, die die Menschen eingestandenermaßen krank macht?
Das staatliche Gesundheitswesen betreut den massenhaften Verschleiß der Gesundheit, den an vorderster Front "unsere" Wirtschaft anrichtet. Die marktwirtschaftliche Vernunft gebietet, dass die Betroffenen die medizinischen Leistungen kaufen müssen, die für ihre Wiederherstellung nötig sind. Genau das aber können die meisten nicht, weil sie nicht nur krank, sondern auch noch arm aus dem Betrieb nach Hause gehen. Also hilft der Staat, nicht mit Geld, sondern mit seinem Zwang: Mit einer Krankenversicherungspflicht summiert er die Beiträge von auf sich gestellt zahlungsunfähigen Individuen zu einer Gesamtzahlungsmasse, die einen schönen Selbstbedienungsladen für den Ärztestand und die Pharmaindustrie darstellt.
Das Kapital macht die Leute krank, die Betroffenen müssen dafür bezahlen – und nicht nur der Ärztestand, sondern eine riesige Branche aus dem Umkreis der industriellen Verursacher verdient daran enorm. Das sieht nach einem Glücksfall für die Reichen und Mächtigen aus. Was gibt es da zu reformieren?
Die arbeitende Menschheit ist in Jahrzehnten des Wachstums auf breiter Front verarmt worden. Löhne sind gesunken, die Arbeitslosenzahlen gestiegen. Damit schwinden die Finanzmittel der Gesundheitskassen. Eine Verschlechterung ihres Geschäfts im Maße der Verarmung der Betroffenen kommt für die Gesundheitsindustrie nicht in Frage. Eine Erhöhung der Beiträge zur Aufbesserung der Kassenfinanzen aber auch nicht. Jedenfalls nicht aus den Lohnprozenten, die Unternehmer dafür
wegzahlen, dass sie die Gesundheit ihrer Belegschaften verbrauchen. Die stehen als Lohnnebenkosten auf der Abschussliste. Es muss also Geld ins System, um den Profit des Geschäfts mit der Gesundheit zu garantieren, ohne die Bilanzen der restlichen Unternehmer zu belasten.
Wer soll das bezahlen? Die Gesundheitsreform hat jenseits aller politischen Querelen offenbar doch System ....
Gliederung des Vortrags:
Teil 1: Gesundheit im Kapitalismus
Teil 2: Das Gesundheitswesen
Teil 3: Gesundheitsreformen
Teil 4: Die aktuelle Gesundheitsreform
Teil 5: Diskussion
Veranstalter: Forum Kritik Regensburg
Weitere Publikationen zum Thema von argudiss oder von anderen:
Das Buch „Gesundheit ein Gut und sein Preis“ beim GegenStandpunkt-Verlag
Gleichnamige Veranstaltung von argudiss in Bremen
Zuschrift zu ‚Gesundheit – ein Gut und sein Preis‘ in GegenStandpunkt 4-17
Reform im US-Gesundheitswesen: Rentner bekommen eine Pillenversicherung! – Der neueste amerikanische Fortschritt in der staatlichen Regelung der Altersarmut in GegenStandpunkt 1-04
Andrea Fischers „Gesundheitsreform 2000“: Ein neuer Budgetdeckel auf die alte Wahrheit: Krankheit und Gesundwerden – für Lohnarbeiter einfach zu teuer in GegenStandpunkt 3-99
Reformdebatte um „Bürgerversicherung“ und „Kopfpauschale“ in der Krankenversicherung: Vom gemeinen AOK-Mitglied zum freien Versicherungsbürger – und zur Rettung des Gesundheitsmarkts in GegenStandpunkt 4-03
Noch ein Skandal: Feinstaub schadet der Gesundheit – von Bund, Ländern und Gemeinden, Industrie, Handel und Konjunktur in GegenStandpunkt 2-05
Wachstumsbranche Volksgesundheit sowie zu Grund und Zielen der aktuellen Reform des bundesdeutschen Gesundheitswesens in GegenStandpunkt 1-07