Donald Trumps „America first“: Unmissverständliche Ansagen an den Rest der Welt

Datum
Ort
Bremen
Themenbereich
Staatenkonkurrenz und Imperialismus
Veranstalter
Argudiss
Dozent
Gastreferenten der Zeitschrift GegenStandpunkt

Über die Maßnahmen, mit denen der neue amerikanische Präsident Amerika in ökonomischer Hinsicht und überhaupt wieder „first“ machen will, können hiesige Experten aus Politik und Wirtschaft nur die Köpfe schütteln:

• Wenn der Chef des größten Kapitalstandorts der Welt deutschen Automobilkonzernen mit Strafzöllen auf ihre Importe nach Amerika droht, verweisen sie auf die hervorragenden Dienste, die die mit ihren Investitionen in den USA dem amerikanischen Arbeitsmarkt und dem dortigen Wirtschaftswachstum leisten – als wäre das bombige Verdienen an Amerika die Wahrnehmung eines allseitig nützlichen Menschenrechts namens „Freihandel“.

• Wenn der Neue, kaum ins Amt gekommen, schnöde jede weitere Verhandlung mit Europa über das geplante Handelsabkommen TTIP aufkündigt, verkünden deutsche Politiker die Verhinderung eines „Wachstumsschubs für die Weltwirtschaft“ und beklagen überhaupt die Infragestellung einer „regelbasierten Weltordnung“ - als wäre TTIP nicht ein Projekt gewesen, in konkurrierender Kumpanei mit den USA dem gesamten Globus für Europa vorteilhafte Regeln und Standards vorzubuchstabieren, um gleichgerichteten Anstrengungen insbesondere Chinas zuvorzukommen; und als wäre das Vorhaben von EU und USA nicht längst vor Trump an dem Widerspruch gescheitert, einander wechselseitig vorteilhafte Regeln zu Lasten des anderen abringen zu wollen.

• Wenn Trump die EU als hinterhältiges Machwerk Deutschlands zur Schädigung der USA beschimpft, missachtet er nach hiesiger Lesart alle Leistungen in Sachen „internationaler Zusammenarbeit“ des Friedensprojekts Europa – als stünde nicht zur Begründung von EU und Euro die Erklärung hoch im Kurs, um in der Welt von morgen gegen die anderen Großmächte, die USA mit ihrem Weltgeld Dollar vorweg, bestehen zu können, sei jede einzelne Nation viel zu klein und jede nationale Währung viel zu unbedeutend.

• Und wenn sich ausgerechnet der neue „mächtigste Mann der Welt“ sogar noch ausdrücklich dazu bekennt, überhaupt von der ganzen „Globalisierung“ nichts zu halten, dann wirft ihm fast unisono die deutsche Öffentlichkeit einen bornierten „Rückfall in den Protektionismus“ vor – als würde nicht gleichzeitig jeder deutsche Politiker „America first“ glasklar als die Ankündigung verstehen, den eindeutigen Nutzen Amerikas aus den globalisierten Verhältnissen auf Kosten der Konkurrenten wiederherzustellen, die von dieser bislang so verlässlichen Weltordnung so gut gelebt haben, dass sie ihren erreichten Status als Besitzstand jetzt im Namen „gemeinsamer Werte“ verteidigen.

Derlei Kritik und Verurteilung Trumps ist ebenso populär wie verkehrt. Sie übernimmt ungeprüft den interessierten Standpunkt von Europas Führern, die der Unzufriedenheit des neuen Mannes im Weißen Haus über den Zustand seiner Nation und seinem Versprechen, America wieder so great zu machen, wie es der „greatest nation on earth“ einfach zusteht, ganz zu Recht eine Kampfansage an ihre eigenen Ambitionen und ihre wie selbstverständlich reklamierten Anrechte entnehmen. Dagegen wollen wir unsere Erklärung dessen zur Prüfung vorlegen

• was Trump überhaupt meint, wenn er seinem großartigen Amerika eine desaströse ökonomische Lage bescheinigt, der nur durch Abkehr von der „Globalisierung“ abzuhelfen sei;

• warum für Trump aus den Arbeitslosen im „rust belt“ Strafzölle gegen China und ein gewaltiges Aufrüstungsprogramm folgen

• und inwiefern das machtvolle Aufbruchsprogramm Trumps vielmehr vom gewaltträchtigen Charakter des bestehenden Weltmarkts zeugt, denn von der Ignoranz des Führers der kapitalistischen Supermacht USA, die seit Jahrzehnten die Welt mit dieser segensreichen Einrichtung beglückt.

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