So bewirtschaftet der Staat die Ressource Bildung.
Der Staat spart – und wenn der Staat spart, dann schränkt er nicht sich ein, sondern andere. Er streicht Leistungen seiner Einrichtungen für die Bürger und verlangt ihnen größere Dienste für seine Staatskasse ab. Da geht es den Unis und ihren Mitgliedern nicht anders als all den anderen Bürgern, an denen der Staat spart: Im Interesse seiner finanziellen Handlungsfreiheit bekommen die Studierenden verschlechterte Bedingungen serviert und sollen bald happige Gebühren fürs Studium entrichten. Der bundesweite Protest dagegen zeugt von einem gediegenen Selbstbewusstsein der Jungakademiker: Mag die Regierung sparen, woran sie will, an der Bildung darf, ja kann sie gar nicht sparen. Damit würde sie nur sich selbst, Deutschland, der internationalen Konkurrenzfähigke it des Standorts schaden; allem eben, worauf es in dieser Nation ankommt. Mit der Parole "Unsere Bildung – Eure Zukunft" pocht der Nachwuchs auf seine Unersetzlichkeit als Ressource für den Konkurrenzkampf der Nation. Eine so wichtige Produktivkraft, meinen die Studenten, könne der Staat doch nicht so schlecht behandeln wie andere Sozialfälle. Da täuschen sie sich aber gewaltig. Es ist gerade ihre Rolle als Ressource der Nation, die sie zu spüren bekommen. Wissen spielt in dieser sogenannten „Wissensgesells chaft“ nämlich eine schäbige Rolle: Es ist Hilfsmittel in der Konkurrenz der Kapitale, interessiert nur dann und nur so, wie es dafür taugt. Im Sinn der rentablen Verwendung ihres Wissens wird auch mit akademisch ausgebildeten Leuten als Kostenfaktor kalkuliert. Teils sind sie für die Leitungsebene von Behörden und Unternehmen vorgesehen, teils repräsentieren sie die technische Produktivkraft des Kapitals gegenüber der einfachen Arbeit. Für die höheren Einkommen, die Saat und Kapital den Funktionären ihrer Sache zahlen, haben sie erst recht dem Bedarf ihrer Auftraggeber zur Verfügung zu stehen, mit Einsatzbereitschaft und möglichst ohne Pausen zu funktionieren, und ohne viel Aufhebens auch wieder abzutreten, wenn für ihre Kenntnisse keine Nachfrage mehr besteht. Und sogar sie haben insgesamt billig zu sein. Erstens für den Staat, was die Herstellung ihrer Qualifikation betrifft, und zweitens für den Arbeitgeber, der aus dieser Qualifikation einen Profit machen will.
Die Aufzeichnung ist entsprechend der Gliederung aufgeteilt:
Teil1: Einleitung
Teil2: Wie sind Wissenschaft und Ausbildung eine Ressource des Kapitals
Teil3: Die Kritik, die zum Wissenschafts- und Ausbildungsbetrieb immer dazugehört
Teil4: Mehr Markt und mehr Konkurrenz für die von der Konkurrenz und für sie getrennte Sphäre
Teil5: Diskussion: Studiengebühren / Chancengleichheit als ein Ideal der Konkurrenz
Teil6: Nachtrag I: Eliteuniversität für 'Wissensvorsprung': Monopolisierung des Wissens für die imperialistische Konkurrenz
Teil7: Nachtrag II – zu einigen Argumenten des Protests: 'Bildung ist keine Ware' / Ideologie, Praxis und Leistung der Privatisierung - Diskussion / Studiengebühren als Beitrag zur Gerechtigkeit
Veranstalter: Sozialistische Gruppe
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